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Weizen – ein Schreckgespenst?

Glutenfreieprodukte tauchen immer mehr im Handel auf, die Unverträglichkeit von Brot mit Weizen wird mehr diskutiert und es tauchen in meinem Bekanntenkreis mehr Menschen auf, die Weizen meiden. Was ist wirklich dran an Weizen-Unverträglichkeit. Hat Weizen seinen schlechten Ruf verdient?

Zunächst einmal gibt es die Zöliakie. Es handelt sich um eine Unverträglichkeitsreaktion, bei der schon kleine Mengen Gluten als Auslöser dienen. Die Schleimhaut des Dünndarms wird angegriffen und ist in der Funktion eingeschränkt. Im Resultat kann es zu schweren Magen/ Darmbeschwerden und Mangelernährung kommen. Mögliche Symptome sind Gewichtsverlust, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Depressionen, Blutungsneigung. Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste und Hafer müssen gemieden werden. In Deutschland leidet darunter ca. 1 von 500, aber es sind nicht in allen Fällen Symptome vorhanden.

Beim geringen Vorkommen kann Zöliakie also nicht wirklich das Problem sein. Wie steht es mit Weizenallergie? Bei der Allergie reagiert der Körper auf im Weizen vorkommende Proteine mit einer Autoimmunantwort. Das Immunsystem stuft die Weizen-Proteine als gefährlich ein und bildet Antikörper aus, die gemeinsam mit weiteren Bestandteilen des Immunsystems gegen den Weizen ankämpfen. Die Reaktionen treten auf, kurz nachdem man Weizen zu sich genommen hat. Die Antikörper schütten daraufhin Unmengen an Histamin aus. Der Allergiker bekommt das dann in Form von Schwellungen, Hautausschlägen und den weiteren Symptome einer Allergie zu spüren.

Je nachdem, wodurch die Weizenallergie ausgelöst wird und welche Mechanismen im Immunsystem ablaufen, werden drei Formen unterschieden:

  1. Die klassische Lebensmittelallergie wird ausgelöst, wenn man Weizen isst. Sie betrifft die Haut, den Magen-Darm-Bereich oder die Atemwege.
  2. Die Weizen-abhängige anstrengungsbedingte Anaphylaxie (WDEIA) ist eine seltenere Form der Weizenallergie. Die Betroffenen vertragen normalerweise Weizen. Zu einer allergischen Reaktion kommt es erst durch eine Kombination von weizenhaltigen Lebensmitteln und körperlicher Anstrengung. Weitere Auslöser können auch Alkohol, Medikamente, Stress und die monatliche Regelblutung der Frau sein.
  3. Eine durch das Einatmen von Mehl und Staub ausgelöste Atemwegsallergie ist besser bekannt als Bäckerasthma. Neben dem Weizen, können auch Roggen oder Soja eine Reaktion hervorrufen. Das Besondere: Betroffene vertragen Weizen, wenn sie ihn essen.

Neben Weizen reagiert der Weizen-Allergiker meist auch auf nah verwandte Sorten wie Dinkel, Grünkern und Emmer. Roggen, Hafer, Hirse, Gerste und Reis sind dagegen ohne Probleme als Ersatz verwendbar. In Europa leiden etwa 0, 3 Prozent aller Kinder unter 5 Jahren an einer Weizenallergie. Insgesamt sind etwa 0,1 Prozent aller Europäer von der Allergie betroffen.

Also auch hier ist die Anzahl der Betroffenen recht gering und kann den schlechten Ruf des Weizens nicht erklären. Eine weitere diskutierte Ursache folgt nächste Woche.

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