Farbstoff aus Läusen
Annette | Veröffentlicht am |
Für Lebensmittel ist nur ein Farbstoff zugelassen, der aus Tieren, genauer Läusen gewonnen ist und somit nicht für Vegetarier und Veganer geeignet ist.
Echtes Karmin, auch Cochenille oder E 120 wird tatsächlich aus den weiblichen Chochenilleschildläusen gewonnen. Das ist keine neue Erfindung der Lebensmittelindustrie. Der Rohstoff wurde in Südamerika schon Jahrhunderte vor Christus zum Färben eingesetzt und kam mit den Spaniern aus Lateinamerika nach Europa. Es wurde als hochwertiger Farbstoff zum Färben von Textilien, Lebensmitteln aber auch für Kosmetika eingesetzt. Für 1 kg Karmin sind mehr als 100.000 Schildläuse erforderlich.
Im Gegensatz zu anderen natürlichen Quellen wie Rote Beete, schwarze Karotte oder Trauben ist die Farbe säure- und hitzestabil. Auch fegen Licht ist sie stabil. Nach meinem Wissen gibt es für säurehaltige, rote Produkte, die einem Kochschritt unterzogen werden, keine natürliche Alternative. Beispielsweise wurde Campari früher mit Karmin eingefärbt, heute werden die synthetischen Farbstoffe Tartrazin, Azorubin und Brillantblau eingesetzt. Man kann sich als Hersteller also für natürlich (wenn auch mit E-Nummer) und nicht vegan oder für synthetisch und vegan entscheiden.
Neben Lebensmitteln wird Karmin auch in Kosmetika (vor allem für Lippenstifte) eingesetzt. Wusstet Ihr, dass Frauen im Durchschnitt etwa 3-4 kg Lippenstift essen? Auch in Malfarben für Kinder findet es Verwendung, da hier häufig Lebensmittelfarbstoffe eingesetzt werden. Bei Kindern landet letztlich ja vieles im Mund.
Wer beim Gedanken an Farben aus Schildläusen Ekel empfindet, aber gerne Honig, insbesondere Waldhonig isst, sollte mal überlegen, wie dieser hergestellt wird.
Klar ist, dass Vegetarier und Veganer auf Produkte mit E120 verzichten müssen und Produkte, die diesen Farbstoff enthalten nicht vegan oder vegetarisch ausgelobt werden dürfen.
Echtes Karmin darf nur in bestimmten Lebensmitteln eingesetzt werden, z.B.
- Wurst
- essbare Überzüge für Käse und Wurst
- rot geäderter Käse
- Marmeladen, Konfitüren, Fruchtzubereitungen
- Süßigkeiten
- Frühstücksgetreideflocken mit Fruchtgeschmack
- Spirituosen, Obst- und Fruchtweine
Teilweise gibt es für den Einsatz Grenzwerte. Ein ADI-Wert (akzeptierte tägliche Aufnahmemenge) wurde mit 5 mg/kg Körpergewicht festgesetzt. Echtes Karmin steht im Verdacht Pseudoallergien auszulösen, vor allem bei Personen, die auf Salicylsäure oder Benzoesäure (E210) allergisch reagieren. Salicylsäure findet sich in Aspirin (Wirkstoff Acetylsalicylsäure) sowie natürlicherweise in Ananas, Apfelsinen, Aprikosen, Erdbeeren, Grapefruit, Himbeeren, Honig, Johannisbeeren (rot und schwarz), Weintrauben und Zitronen.
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