SINN-voll geniessen

Haptik – unerlässlich fürs Begreifen

Haptik ist das tastende „Begreifen“ im ursprünglichsten Sinn des Wortes. Beim Genuss von Lebensmitteln ist es sicherlich nicht der erste Sinn, den man in Verbindung bringt, aber wer schon einmal in einen schon länger offen herumliegenden Butterkeks gebissen hat, wird bestätigen, dass es ein wichtiger Sinn ist.

Tatsächlich ist die Haptik der erste Sinn, der sich bereits nach circa 6 Wochen beim menschlichen Fetus entwickelt.

Mit dem Tastsinn nimmt man Druck, Widerstand, Härte beziehungsweise Weichheit wahr. Über den Tastsinn erhalten wir Informationen über die Dinge unserer Umwelt. Oberflächenstruktur (glatt, rau), Konsistenz (klebrig, hart), Temperaturen, Formen, Maße und Proportionen werden so wahrgenommen.
Durch Greifen wird „begriffen“.

Vielleicht fallen Euch jetzt erst mal nicht so viele Begriffe ein, um haptische Eigenschaften zu beschreiben. Es gibt hart, elastisch, klebrig, brüchig, knusprig, bröckelig, rau, dickflüssig, dünnflüssig, glatt, blättrig, zäh, teigig, biegsam, faserig, sandig, adstringierend (zusammenziehend), cremig, schmelzend und splittrig. Und das ist sicher keine abschliessende Aufzählung. Versucht doch mal Euch zu jedem Begriff ein passendes Lebensmittel zu überlegen. Butter ist schmelzend, Honig ist klebrig, Kaugummi ist elastisch und so weiter.

Schon bevor wir ein Lebensmittel in den Mund nehmen, liefert der Tastsinn Eindrücke. Ist die Kiwi hart oder weich? Ist der Spargel biegsam oder bricht er? Wer nimmt einen Pfirsich nicht zuerst in die Hand und entscheidet anhand der Festigkeit ob er reif genug ist.

Im Mund kommen weitere Wahrnehmungen dazu, ist die Sauce glatt und cremig oder sandig? Ist die Pasta al dente?

Zur Haptik gehören auch Temperatur- und Schmerzempfinden, was bei einem zu heissen Gericht zusammengehört, aber natürlich auch getrennt voneinander den Genuss mit beeinflusst. Bei Schärfe werden übrigens Wärme- und Schmerzrezeptoren angesprochen. Es ist kein Geschmack.

Konzentriert Euch doch das nächste Mal beim Essen auf den Tastsinn. Schliesst die Augen, tastet das Lebensmittel wenn möglich ab. Fühlt die Haare beim Pfirsich oder die glatte Haut der Nektarine. Nehmt Euch Zeit im Mund wahrzunehmen. Wie fühlt es sich an, wenn man darauf beisst. Wieviel Widerstand ist da? Wieviel Information liefert uns allein der Tastsinn, Information, die oft im Alltag untergeht.

Bild von Congerdesign auf Pixabay

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